«Blue State» von Marshall Lewy

Breckin Meyer und Anna Paquin in «Blue State»

I’m going up there to make a political statement.

Jetzt wird es politisch. Da kann ich fast nichts dagegen machen, denn «Blue State», der Debütfilm von Marshall Lewy, trägt die politische Botschaft schon im Titel. 2004 waren in den USA zu wenige Staaten blau (demokratisch) und das sorgte dafür, dass sich die Anhänger des demokratischen Präsidentsschaftskandidaten John Kerry sehr «blue» (niedergeschlagen) fühlten. Lewy konstruierte um diese Enttäuschung einen anregenden Film.

Die Niederlage seines Idols John Kerry bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen zwingt den enthusiastischen Wahlhelfer John Logue (Breckin Meyer), ein vorher öffentlich abgelegtes Versprechen einzulösen: im Falle der «Wiederwahl» von George W. Bush nach Kanada zu emigrieren. Das hat auch die Besitzerin der Partnervermittlung «Marry a Canadian» gehört und dem hübschen Mann bereits ein Angebot gemacht. Jetzt muss sich John nur noch ein Weggefährte für die Reise nach Winnipeg finden.

Die Wahl fällt auf Chloe (Anna Paquin), die zwar offensichtlich über ihre eigentlichen Gründe für die Reise nach Kanada lügt, doch John ist schon längst in ihren Augen versunken. Kaum sind die beiden unterwegs, müssen sie feststellen, dass sie ziemlich unterschiedliche Ansichten über die USA haben. Trotzdem kommen sie schnell voran und kurz vor der Grenze erfährt John schliesslich sogar, wieso Chloe aus den USA fliehen möchte.

Anna Paquin und Breckin Meyer in «Blue State»

Die Besprechung von «Blue State» könnte natürlich völlig unpolitisch gestaltet werden. Es liesse sich zum Beispiel erwähnen, dass Breckin Meyer schon in «Road Trip» mit dem Auto unterwegs war und Anna Paquin, die «Blue State» mitproduziert hat, in «X-Men» versucht hat, nach Kanada zu fliehen. Ihr Zusammentreffen in «Blue State» ist also beinahe unvermeidlich.

Das unausweichliche Hauptthema von «Blue State» ist aber eben die Politik. Regisseur und Drehbuchautor Lewy stellt die Frage, wie die politisch Aktiven mit ihrer Frustration umgehen sollen. Ist die Flucht nach Kanada wirklich ein Ausweg aus der Misere? Eine politische Botschaft gegen die Regierung? Der Film ist allerdings keineswegs ein Frontalangriff auf die republikanische Agenda, obschon diese selbstverständlich heftigst attackiert wird.

«Blue State» ist vielmehr eine Art Psychogramm einer zerrissenen Nation. Die Eltern von John unterstützen blind den Präsidenten, haben dafür aber ebenfalls solide Gründe. Chloe verkörpert wiederum die Bevölkerungsschicht, die durch die Realität zu einem pragmatischen Umgang mit der Politik gezwungen ist. Ideologien haben in ihrem Leben keinen Platz. So setzt sich Lewy kritisch und doch unbefangen mit der politischen Situation während der zwei Amtsperiode von George W. Bush auseinander. Der engagierte Inhalt ist dann auch der Hauptreiz von diesem Roadmovie, das formal wenig Betörendes bietet.

Bleibt noch anzumerken, dass John den Blog «The Donkey Revolution» führt, der auch tatsächlich einmal existierte. Aber eben nur für den Film und daher ist er mittlerweile nicht mehr aufgeschaltet. «Marry a Canadian» gibt es zwar nicht, dafür aber (immer noch) die Organisation «Marry an American» mit dem Motto «Encouraging single Canadians to rescue liberal Americans by marrying them.» Ach ja, und Ohio ist eigentlich ein blauer Staat.

Fazit: «Blue State» ist eine zwar simpel erzählte, aber intelligente Auseinandersetzung mit politischen Überzeugungen.

Bewertung: 4 Sterne

(Bilder: ©Fox)

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