«Children of Men» von Alfonso Cuarón (Blu-ray)

Clive Owen in «Children of Men»

Every time one of our politicians is in trouble, a bomb explodes.

Eine gute und eine schlechte Nachricht zu unserer Zukunft: In ein paar Jahren werden alle Frauen unfruchtbar sein, so dass Kindergeschrei bald der Vergangenheit angehören wird und die öffentlichen Transportmittel nicht mehr durch Kinderwagen versperrt sein werden. Dummerweise kann das kinderlose Paradies nicht wirklich genossen werden, denn der «Krieg der Zivilisationen» hat unterdessen fast die gesamte Welt vernichtet. Nur noch Grossbritannien widersetzt sich den Terroristen und weist jegliche Immigranten aus dem Land, seien sie aus Deutschland, Afghanistan oder Nigeria. So sieht die Welt im Endzeitdrama «Children of Men» aus.

Angesiedelt ist die trostlose Dystopie im Jahr 2027. Die meisten Aussagen über die politischen Zustände im Polizeistaat Grossbritannien in dieser Fiktion sind aber auch auf die Zustände in der Gegenwart anwendbar. Die Situation mit den afrikanischen Einwanderern vor den spanischen und italienischen Küsten erinnert stark an die im Film entworfene Skizze von England in 20 Jahren. Die Methoden, mit denen die Immigranten ausser Land geschafft werden, zeichnet die Zustände in den Militärgefängnissen der USA auf Guantánamo und anderswo nach.

Und Studien zufolge soll die Fruchtbarkeit der Menschen wegen der Umweltverschmutzung tatsächlich immer stärker abnehmen. In dieser Situation hat der einstige Aktivist Theo (Clive Owen, «The International») längst resigniert. Doch da wird er von seiner ehemaligen Freundin Julian (Julianne Moore) für einen Auftrag angeheuert. Er soll ein schwarze Immigrantin an die Küste bringen. Da stellt sich heraus, dass das Mädchen schwanger ist. Theo gerät mit seiner wertvollen Begleitung zwischen die Fronten von Polizei und noch militanteren Aktivisten.

Clive Owen und Julianne Moore in «Children of Men»

Hoffnungslos ist nicht nur die Weltlage in «Children of Men», auch die visuelle Umsetzung von Regisseur Alfonso Cuarón zeichnet das Endzeitszenario entsprechend düster, hauptsächlich in Grauschattierungen. Von Anfang bis Ende heftet er sich mit einer virtuos eingesetzten Handkamera an die Fersen seines Hauptdarstellers und gönnt dem Publikum nach der kurzen Einführung nur wenige Verschnaufpausen. Betörend sind die vielen ungeschnittenen Sequenzen, in denen die beinahe schon magische schwebende Kamera um die Figuren tanzt.

Technisch ist die Zukunftvision atemberaubend umgesetzt, nur inhaltlich ist die Geschichte ein wenig mager. Die angeschnittenen Themen sind zwar zahlreich, aber genau dadurch bleibt wenig Zeit für die einzelnen Probleme. Oberflächlich ist «Children of Men» bestimmt nicht, in der Ausführung aber vielleicht doch ein wenig fragwürdig. Aufwühlend ist «Children of Men» nur für eine kurze Weile. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass mich das Schicksal der Hauptfiguren nicht wirklich berührt hat.

Ausserdem kann ich nicht ganz verstehen, wie nach 20 Jahren Unfruchtbarkeit der Migrationsdruck immer noch so gross sein soll. In dieser Zeit müsste alleine schon ohne Konflikte rund ein Viertel der Weltbevölkerung gestorben sein. Wenn es tatsächlich zu Aufständen gekommen wäre, müsste von einer Reduktion von um die 50 Prozent ausgegangen werden. Selbst wenn sich auch die Tierwelt nicht mehr fortpflanzen würde, müssten zumindest die restlichen Lebensmittel in allen Gebieten ausreichend Ernährungsgrundlage bieten. Sonst würde auch Grossbritannien längst ausgestorben sein. Kann mir das jemand nachvollziehbar erklären?

Die Blu-ray-Disc bietet Kameraarbeit und Tonabmischung in brillanter Qualität. Nicht wirklich gleichwertig ist das Bonusmaterial in Standardqualität. Die entfallenen Szenen dauern gerade einmal zwei Minuten. Ein knapp halbstündiger Beitrag beschäftigt sich sehr pessimistisch mit den philosophischen Fragen aus dem Film. Interessanter sind die kurzen Berichte über die Kameraarbeit und das digitale Baby.

Bewertung: 4 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 6 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
4 Sterne

(Bilder: ©Universal Pictures Switzerland GmbH)

Schreib einen Kommentar

You must be logged in to post a comment.