«Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull»

Harrison Ford und Shia LaBeouf in «Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull»

You know, for an old man you ain’t bad in a fight.

19 Jahre waren vergangen, seit Indiana Jones das letzte Mal die Peitsche geschwungen hat. 2008 kehrte er in «Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull» auf die Leinwand zurück. Die Vorfreude war riesig, die Erwartungen an und für sich unerfüllbar. Es hat sich gezeigt: Der jüngste Streich kommt zwar nicht an die Vorgänger heran, ist aber zumindest keine riesige Enttäuschung.

Harrison Ford ist älter geworden, und so ist die Zeit auch an Indiana Jones nicht spurlos vorbei gegangen. Rettete er in «Indiana Jones and the Last Crusade» den Gral noch vor den Nazis, stehen im nun in den 50er-Jahren die Sowjets gegenüber. Gleich zu Beginn wird er von der dominanten Irina Spalko (Cate Blanchett, «The Curious Case of Benjamin Button») entführt. In einer mit hunderten Kisten gefüllten Lagerhalle auf einem Militärgelände soll Jones und sein Kollege George McHale (Ray Winstone, «The Departed», «Beowulf») für sie ein Fundstück ausfindig machen.

In einem mit «Area 51» angeschriebenen Metallbehälter befinden sich die Überreste eines ausserirdisch aussehenden Lebewesens. Jones gelingt die Flucht und er überlebt auch gleich noch die Explosion einer Atombombe. Danach taucht der Schatzsucher an seiner Universität auf, wo er aber wegen Verdacht auf anti-amerikanische Aktivitäten (McCarthy und Bush lassen grüssen) freigestellt wird. Da wird er vom jungen Mutt Williams (Shia LaBeouf, «Disturbia») angesprochen, der von seinem Ziehvater Professor Oxley (John Hurt, «Lecture 21») und seiner Mutter Mary einen Brief aus Peru erhalten hat.

Diese Botschaft führt Jones auf die Suche nach einem gestohlenen Totenkopf aus Kristall in den südamerikanischen Dschungel. Wer den Kristallschädel zurückbringt, soll eine übernatürliche Macht kontrollieren. Aus diesem Grund werden Indy und Mutt (zwei Hunde auf Schatzsuche) von den Sowjets gejagt, die hinter dem Schatz her sind, um die Weltherrschaft zu erringen. Mit der Zeit verdichten sich nicht nur die Anzeichen, dass die Kristallschädel von Ausserirdischen stammen, sondern auch dass es sich bei Mutts Mutter Mary um Marion Ravenwood (Karen Allen) handelt. Die Herkunft von Mutt wird in trockenem Treibsand geklärt.

Cate Blanchett in «Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull»

Indy ist also im Kalten Krieg angekommen und bewegt sich somit fast ein wenig auf dem Gebiet von James Bond. So handelt «Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull» am Rande auch ein wenig von Doppelagenten, Spionage und Geheimdiensten. Durch die Herkunft der Kristallschädel wurde aber auch mehr als nur eine Prise «Close Encounters of the Third Kind» hinzugefügt. Daraus ist ein Gemisch entstanden, dass sich nicht mehr wirklich ganz wie ein Abenteuer von Indiana Jones anfühlt.

Das Drehbuch hat David Koepp geschrieben, der auch schon die löchrigen Drehbücher zu «War of the Worlds», «Mission: Impossible» und «Jurassic Park» abgeliefert hat. Regisseur Steven Spielberg und Koepp behalten das Erzähltempo und die Struktur der bisherigen Abenteuer bei. Das sorgt für angenehme Abwechslung zwischen Action, Humor, Spannung und Schrecken. Handlungsmässig sind allerdings zu viele Déjà-Vus auszumachen. So kommt zum Beispiel die Verfolgungsjagd mit Militärfahrzeugen schon in «Raiders of the Lost Ark» vor, dort noch ohne störendes Dschungelgrün und hässlich künstliche visuelle Effekte.

Auch die Tarzan-Einlage von Mutt wirkt an dieser Stelle reichlich übertrieben. Grösste Enttäuschung sind aber ganz klar die digitalen Effekte. Spielberg hält sich zwar bei der Menge an visuellen Effekten zurück, hätte aber besser ganz darauf verzichtet. Sie ermöglichen es ihm, die Figuren einige Male nur gerade so knapp vor den Gefahren fliehen zu lassen, dass sie im Grunde bereits tot sind. Durch diese Übertreibung stirbt aber einzig die Spannung.

Die Logik lässt auch immer wieder zu wünschen übrig. Wenn etwa Jones, Oxley, Spalko und ihr Häscher plötzlich von (natürlich digitalen) Riesenameisen attackiert werden, verschwindet Spalko und ihr Landsmann zwischendurch völlig von der Bildfläche. Dann seilen sich die Sowjets plötzlich von einer Klippe ab, obschon der Schädel immer noch im Besitz von Jones ist. Solche abrupten Übergänge lassen sich allerdings auch schon in den früheren Episoden feststellen.

Die Rückkehr von Marion Ravenwood als Mutter von Mutt ist zwar ein willkommenes Element, aber Karen Allen ist noch stärker gealtert als Harrison Ford (sie ist mittlerweile auch schon 56 Jahre alt) und stolpert durch die Szenen als ob sie sich noch nicht ganz von einem Trinkwettbewerb erholt hat. So schliesst «Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull» nicht ganz nahtlos, aber doch ohne allzu drastische Defizite an die Vorgänger an.

Fazit: Über «Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull» kann viel gemeckert werden. Der Abenteuerfilm bietet aber dennoch reichlich Nervenkitzel und Spass.

Bewertung: 4 Sterne

(Bilder: ©Universal Pictures International)

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