«The Cove» von Louie Psihoyos

Ric O'Barry in «The Cove»

I never planned to be an activist.

Er habe sich seine Rolle nicht ausgesucht, meint Ric O’Barry. In den 60er-Jahren trainierte er die Delfine für die Fernsehserie «Flipper». Seit aber einer davon in seinen Armen zu atmen aufhörte, engagiert sich O’Barry mit voller Energie gegen die unmenschliche Behandlung der Meeressäuger. Im aufrüttelnden Dokumentarfilm «The Cove» deckt er die brutale Abschlachtung von Delfinen in einem japanischen Fischerort auf.

Ausgerechnet der Mann, der durch seine Arbeit die Begeisterung für Delfine ausgelöst hatte, setzt sich also seit bald 40 Jahren an vorderster Front gegen die lukrative Delfinindustrie ein. Ric O’Barry suchte persönlich die Delfine aus, die er für «Flipper» ausbildete. Je mehr er aber über die intelligenten Tiere erfuhr, umso weniger fühlte er sich in seiner Haut wohl. Als dann einer der «Flipper»-Delfine in seinen Armen starb, wechselte er die Seiten. Schon Tage später versuchte er vor der Insel Bimini, einen Delfin aus der Gefangenschaft zu befreien. Es war sein erster Rettungsversuch – und seine erste Festnahme.

Weltweit engagiert sich O’Barry seither gegen den Fang und die Tötung von Delfinen und macht wirtschaftliche und politische Interessen öffentlich, die hinter dem Geschäft mit den Meeressäugern stehen. Auf eine unvorstellbare Situation stiess O’Barry im japanischen Küstenort Taiji. In einer abgelegenen Bucht, die von der Aussenwelt durch Stacheldraht und Sicherheitspersonal abgeschottet wird, wurden bis 2008 jedes Jahr mehrere tausende Delfine gefangen. Einige davon werden für bis zu 150’000 Dollar an Delfinarien verkauft, der Rest abgeschlachtet.

Als O’Barry von diesem sinnlosen Gemetzel erfuhr, machte er es sich zum Ziel, dieses von der Polizei, den lokalen Behörden und den Fischern von Taiji gehütete Geheimnis öffentlich zu machen. Zusammen mit Regisseur Louie Psihoyos stellte er eine aus Tauchern, Surfern und Unterwasserfilmern bestehende Gruppe von engagierten Experten zusammen – zu denen eine zeitlang auch Hayden Panettiere aus «Heroes» gehörte –, die mit modernsten Mitteln im Stil von «Ocean’s Eleven» die Vorgänge in der Bucht filmen sollten.

«The Cove»

Wie ein Thriller ist dieser Dokumentarfilm inszeniert. Die Sondereinheit von O’Barry liefert sich in Taiji ein teils erschreckendes, teils groteskes Katz-und-Maus-Spiel mit Polizei und Fischern. Wie es sich für einen Thriller gehört, werden am Schluss die Bilder geliefert, die zu Beginn versprochen werden. Auch ein Vertreter des örtlichen Delfinariums, das den internationalen Handel abwickelt, muss sich die abstossenden Bilder von der Metzelei ansehen. Zuerst erzählt er noch beschwichtigend von den schmerzlosen Tötungsmethoden. Danach bleibt er sprachlos.

Informationen kommen aber auch nicht zu kurz. Das Vorgehen der Fischer in Taiji wird dadurch nur noch unverständlicher. Die finanziellen Verlockungen aus dem Verkauf von lebenden Delfinen ist noch nachvollziehbar. Ein getöteter Delfin wirft aber gerade einmal 600 Dollar ab. Und da die Delfine am Ende der Nahrungskette stehen, ist ihr Fleisch durch Quecksilber vergiftet und der Verzehr des Fleisches gesundheitsschädigend. Weshalb werden die Delfine trotzdem getötet? Als Ungezieferkontrolle. Die japanischen Fischer sehen die Meeressäuger als Konkurrenz für den Fischfang.

«The Cove» ist eben auch ein Film mit einer klaren Botschaft, der nicht einfach nur unterhalten will, sondern durch die Bilder aufrütteln soll und zum Handeln aufruft. So ist der Dokumentarfilm zugleich packend und aufwühlend. Ein Ziel scheint O’Barry dadurch schon erreicht zu haben: 2009 sollen in Taiji keine Delfine getötet worden sein. Doch sein Kampf ist dadurch noch nicht zu Ende. Wer O’Barry unterstützen möchte, findet weitere Informationen auf Save Japan Dolphins.

Fazit: «The Cove» ist ein eindringlicher und bewegender Dokumentarfilm über den grausamen Umgang von Menschen mit der Natur.

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: ©Filmcoopi)

Ein Kommentar to “«The Cove» von Louie Psihoyos”

  1. Die Bucht – The Cove wird die Menschen weltweit sensibilisieren. Man sollte nicht allein mit dem gestreckten Zeigefinger auf eine Gruppe japanischer Fischer und Delfinhändler zeigen, sondern man sollte sich auch einmal selbst überlegen, ob man wirklich einen Zoo besuchen möchte, in denen Delfine in Gefangenschaft leben. Ob die Tiere aus japanischen Gewässern oder anderswoher stammen, macht für sie keinen Unterschied. Ein nicht artgerechtes Leben und ein trostloses und einsames Vegetieren in viel zu kleinen und kargen Betonbecken, Krankheiten und Leid bis zu seinem Tod ist für jedes Tier ein Schicksal, für welches nur die Besucher solcher Anlagen und die Raffgier der Betreiber verantwortlich sind.

    Ric O`Barry bringt es auf den Punkt: „Kaufen Sie keine Tickets mehr.“

Schreib einen Kommentar

You must be logged in to post a comment.