«The Chronicles of Narnia: Prince Caspian» (Blu-ray)

Georgie Henley, William Moseley, Ben Barnes, Anna Popplewell und Skandar Keynes in «The Chronicles of Narnia: Prince Caspian»

Everything you know, is about to change.

Nach «The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe» folgte mit «The Chronicles of Narnia: Prince Caspian» die zweite Verfilmung aus der siebenteiligen Märchen-Serie von C. S. Lewis. Dabei stellt sich die Frage, ob es sich um eine Literaturverfilmung oder ein Fantasy-Spektakel handelt. Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Andrew Adamson, der wenig Vertrauen in die Vorlage von Lewis zu haben schien, hat die Frage eindeutig mit Fantasy-Spektakel beantwortet. Als Umsetzung der Erzählung von Lewis scheitert «The Chronicles of Narnia: Prince Caspian» gewaltig, ist aber immerhin ein solide inszenierter, wenn auch ein wenig verkrampft auf zu viele dramatische Effekte setzender Fantasy-Film.

«Prince Caspian» setzt nach «The Lion, the Witch and the Wardrobe» ein. Während im Buch zuerst die Pevensie-Kinder nach Narnia gezaubert werden, führt der Film zunächst (verkürzt) in das Schicksal von Prince Caspian (Ben Barnes) ein. Er ist der Neffe von Lord Miraz (Sergio Castellitto) und der rechtmässige Anwärter auf den Thron von Narnia. Doch Miraz will selber König werden. Als ihm seine Frau einen Sohn zur Welt bringt, muss Caspian flüchten. In den Wäldern von Narnia stösst er auf die Zwerge Trumpkin (Peter Dinklage, «Death at a Funeral») und Nikabrik (Warwick Davis, «The Return of the Jedi») sowie den sprechenden Dachs Trufflehunter (Ken Stott).

Als Caspian in ein magisches Horn bläst, stossen wir zu Lucy Pevensie (Georgie Henley), die mit ihren Geschwistern Peter (William Moseley), Susan (Anna Popplewell) und Edmund (Skandar Keynes) in London den vergangenen Abenteuern nachtrauert. Plötzlich landen sie an einem Strand und stellen fest, dass sie wieder zurück in Narnia sind. Doch während die Kinder gerade einmal um ein Jahr alterten, sind in Narnia 1300 Jahre vergangen. Von Cair Paravel sind nur noch Mauerreste vorhanden. Da müssen sie gleich einmal Trumpkin das Leben retten. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu Caspian, um den inzwischen zum König erkürten Miraz zu entmachten.

Georgie Henley in «The Chronicles of Narnia: Prince Caspian»

Regisseur Andrew Adamson hat als Drehbuchautor zusammen mit Christopher Markus und Stephen McFeely die Handlung der Vorlage vollkommen umgestellt und verändert. Kaum eine Szene aus der Vorlage bleibt intakt. Die Rückblende auf die Jugend von Caspian entfällt, und seine Flucht wird den ersten Szenen mit den Pevensies vorangestellt. Aus dieser im Roman ereignislosen Flucht wird im Film eine wilde Verfolgungsjagd. An diesen Veränderungen ist nicht viel auszusetzen, obschon die überhöhte Dramaturgie der Vorlage nicht gerecht wird. Wirklich schrecklich ist dafür später der Einschub einer Szene mit der versuchten Erstürmung des Schlosses von Miraz. Der wegen miserabler Planung und unsorgfältiger Ausführung missglückte Angriff ist im Roman nicht vorhanden. Im Film wird dadurch die Figur von Peter äusserst negativ dargestellt.

Weitere starke Abweichungen fallen ebenfalls eher nachteilig ins Gewicht. So findet das Zusammentreffen von Caspian und den Pevensie-Kindern im Roman erst fast ganz am Schluss statt. Dadurch entwickelt sich die Geschichte von Lewis bedeutend spannender als der Film von Adamson. Die Filmemacher haben die Stränge wohl früher zusammengeführt, um die Handlung emotionaler voranzutreiben und mehr Interaktion zwischen den Figuren zu ermöglichen. Doch in ihrem Eifer, die Figuren vielschichtiger zu gestalten, opferten die Filmemacher die Unschuld und die Magie der Vorlage und ersetzten sie wie schon in «The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe» mit viel Schlachtlärm und zornigen Konfrontationen.

Durch das viel frühere Aufeinandertreffen von Susan und Caspian ergibt sich ausserdem die Gelegenheit, der Geschichte eine romantische Komponente hinzuzufügen. Die beiden attraktiven Jünglinge können sich nun schmachtende Blicke zuwerfen. Wenn sich dann Caspian bei Susan erkundigt, ob sie vielleicht sein Horn benötigt, drängt sich fast schon eine phallische Deutung dieser Frage auf. Wer die Vorlage nicht kennt, wird sich an solchen ungeschickten Umstellungen und Veränderungen womöglich nicht weiter stören. Der Genuss ist eher ein wenig eingeschränkt, weil die Drehbuchautoren die Handlung nicht besonders schlüssig erzählen.

Ein wenig unterschlagen wird das zentrale Element aus dem Roman, die Suche nach dem richtigen Weg. Die Erzählungen von Lewis sind nämlich voller christlicher Allegorien, am deutlichsten durch die Gottfigur in der Form des Löwen Aslan verkörpert. In «The Lion, the Witch and the Wardrobe» opfert sich Aslan für das Wohl von Narnia, in «Prince Caspian» kämpfen die Hauptfiguren mit dem schwindenden Glauben an Aslan. Im Roman taucht Aslan nur allmählich auf. Erst als sie ihre Zweifel überwinden und den Aussagen von Lucy folgen, können auch die übrigen Pevensie-Kinder Aslan endlich sehen.

«Prince Caspian» kann aber trotz der Figur Aslans und der häufigen Anspielungen auf die Söhne und Töchter von Adam keineswegs einfach auf eine Bibelstunde reduziert werden. Lewis ergänzt in seinem Roman die Fabelwelt nämlich durch Auftritte von römischen und griechischen Götterwesen. Weil aber die Filmemacher wohl keine Ahnung hatten, wie sie die rettende Wirkung von Bacchus, dem römischen Gott des Weins, und Silenos, ein meist betrunkener Begleiter des griechischen Gottes Dionysos, in ihr Kampfgetümmel einbauen sollten, haben sie sie einfach weggelassen. Dabei ist der Sieg von Aslan und seinen Gefährten im Roman um einiges friedlicher und fröhlicher als im Film: «And so at last, with leaping and dancing and singing, with music and laughter and roaring and barking and neighing, they all came to the place where Miraz’s army stood flinging down their swords and holding up their hands.» Flower Power besiegt brutale Gewalt.

Skandar Keynes, William Moseley, Ben Barnes, Anna Popplewell und Peter Dinklage in «The Chronicles of Narnia: Prince Caspian»

Bleiben noch einige Bemerkungen zu der Umsetzung. Der Aufwand an Ausstattung und visuellen Effekten ist in fast jeder Szene zu erkennen, doch im Vergleich zu «The Lord of the Rings» von Peter Jackson unterliegt «Prince Caspian» in praktisch jeder Einstellung. Episch soll das ganze aussehen, doch Adamson (ein sehr passender Name für einen Lewis verfilmenden Regisseur), der neben den beiden ersten Teilen von «Shrek» nun auch zwei Episoden von «The Chronicles of Narnia» inszeniert hat, verliert sich immer wieder in unübersichtlichen und unnötig aufgeblasenen Schlachtfeldern.

Die jugendlichen Darsteller wirken immer noch häufig blass und etwas unsicher. Die Maske der beiden Zwerge Trumpkin und Nikabrik ist hauptsächlich hässlich. Und wieso Caspian mit einem mediterranen Akzent sprechen muss, lässt sich auch nicht wirklich erklären. Das muss wohl daran liegen, dass die Rollen seiner Landsleute hauptsächlich mit Schauspielern aus Spanien, Italien und Mexiko besetzt wurden. Überzeugend wirkt die Sprache der Menschen in Narnia dadurch aber trotzdem nicht.

Die Blu-ray-Disc ist mit ausführlichem Bonusmaterial ausgestattet. Auf dem Audiokommentar berichten Andrew Adamson und die fünf Hauptdarsteller Georgie Henley, William Moseley, Anna Popplewell, Skandar Keynes und Ben Barnes von den Dreharbeiten. Die Kinder reagieren dabei häufig wie ein gewöhnliches Publikum auf den Film, während der Regisseur die technischen Aspekte und vor allem die Logistik hinter der Produktion erklärt sowie zwischendurch die Fragen seiner Schauspieler beantwortet.

Auf einer zweiten Blu-ray-Disc sind zehn zwischen drei und 34 Minuten lange Beiträge über einzelne Aspekte der Dreharbeiten enthalten. Faszinierend ist beispielsweise der Bericht «Big Movie Comes to Small Town» (23 Minuten), in dem gezeigt wird, wie das kleine Dorf Bovec in Slowenien auf die Herausforderungen der riesigen Produktion reagierte. Die Verwandlung von Warwick Davis in einen Zwerg ist das Thema des amüsanten Beitrags «Warwick Davis: The Man Behind Nikabrik» (11 Minuten). Auch einige entfallene sowie ein paar misslungene Szenen (insgesamt 14 Minuten) sind vorhanden.

Bewertung: 3 Sterne
Bild-/Tonqualität (Blu-ray): 5 Sterne
Bonusmaterial (Blu-ray):
4 Sterne

(Bilder: © Walt Disney Studios Home Entertainment)

Schreib einen Kommentar

You must be logged in to post a comment.