«Winter’s Bone» von Debra Granik

Ashlee Thompson, Jennifer Lawrence und Isaiah Stone in «Winter's Bone»

Never ask for what ought to be offered.

Trostlos und abweisend ist im Winter die Landschaft in den Ozark Mountains im Süden von Missouri. Ein wenig wie die Bewohner der Gegend. Eine davon ist die Hauptfigur aus «Winter’s Bone». Der Thriller von Regisseurin Debra Granik ist ein beklemmendes und aufwühlendes Werk über die Unbeugsamkeit einer jungen Frau, die verzweifelt nach ihrem Vater sucht.

Die 17-jährige Ree (Jennifer Lawrence) lebt mit ihrer Mutter und den beiden jüngeren Geschwistern Sonny (Isaiah Stone) und Ashlee Dawn (Ashlee Thompson) in einem abgelegenen, verlotterten Haus. Von Sheriff Baskin (Garret Dillahunt, «Terminator: The Sarah Connor Chronicles») erfährt sie, dass die Familie das Grundstück und den angrenzenden Wald verlieren wird, wenn ihr Vater nicht an einem anstehenden Gerichtstermin auftaucht. Er hat den Besitz als Kaution hinterlegt. Doch von dem in die Herstellung von Methamphetamin verwickelte Vater fehlt jede Spur.

Ree macht sie in der Umgebung auf die Suche. Doch zunächst will ihr nicht einmal ihr Onkel Teardrop (John Hawkes) helfen. Bei den übrigen Personen, die über den Verbleib ihres Vaters Bescheid wissen könnten, stösst sie sogar auf offene Ablehnung und Drohungen. Dass ihr Vater in kriminelle Machenschaften verwickelt war, wissen zwar alle in der Gegend. Aber keiner will ihn gesehen haben. Die Menschen sind ebenso ruppig wie verschwiegen. Je entschlossener Ree in den Nachforschungen vorgeht, umso gefährlicher wird die Suche.

Jennifer Lawrence und John Hawkes in «Winter's Bone»

«Winter’s Bone» ist ein eindringliches Porträt einer Region in den USA, in der die meisten Bewohner ein wenig miteinander verwandt sind, die Armut dazu führt, das gebratene Eichhörnchen eine Festspeise sind, und der Winter ohne ausreichend Brennholz höchst unangenehm werden kann. Die karge Kulisse übernimmt dann auch eine Hauptrolle in dieser Studie der Widerstandsfähigkeit einer jungen Frau. Die Unbarmherzigkeit der winterlichen Landschaft schlägt sich in der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Daniel Woodrell auf das Verhalten der Figuren nieder. Durch die Abgeschiedenheit der Gegend hat sich eine verschworene Gemeinschaft gebildet, die abweisend auf Menschen reagiert, die sie gegen ihre Regeln stellt.

Regisseurin Debra Granik wirft einen schonungslosen und ungeschminkten Blick auf das Verhalten dieser Menschen. Die Geschichte ist ganz auf die Hauptfigur ausgerichtet, die fast ganz auf sich allein gestellt einer erdrückenden Belastung ausgesetzt ist. Eindrücklich verkörpert Jennifer Lawrence diese resolute Hauptfigur, die sich zwischen Sturheit und Entschlossenheit gegen die Isolation stemmt. Wenn sich alle Freunde von ihr abwenden, schnappt sie sich einfach ein Gewehr und bringt den Geschwistern die Jagd bei. Von den Lügen der Kollegen ihres Vaters lässt sie sich schon gar nicht beeindrucken. Durch die ebenso intensiven Darbietungen der übrigen Darsteller entsteht so eine unausweichlich aufwühlende Stimmung.

Fazit: «Winter’s Bone» ist eine packende und verstörende Charakterstudie.

Bewertung: 5 Sterne

(Bilder: © Look Now!)

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