Oscars 2012: Kleiner Rückblick und Lehren für 2013

I see my life before my eyes.

Die Auszeichnungen sind verteilt, die Aufregung hat sich gelegt. Und der Kontostand meines Portfolios am Hollywood Stock Exchange ist mittlerweile auf 7,3 Millionen Dollar angewachsen. Die Optionen auf «The Artist», Jean Dujardin, Christopher Plummer, Octavia Spencer und «The Descendants» wurden allesamt mit ordentlichem Gewinn ausbezahlt. Die entsprechend den Gewinnern sehr nostalgische Zeremonie habe ich mir am Montagabend angeschaut. Hier noch ein kleiner Rückblick mit einigen Bildern und ein paar Hinweisen, wie ich meine eigenen Vorhersagen für 2013 verbessern kann.

Zunächst einmal eine Analyse meiner Vorhersagen: Meryl Streep sah ziemlich überrascht aus, als ihr Name aufgerufen wurde. Doch so erstaunlich ist diese Auszeichnung eben doch nicht. Einerseits darf die britische Delegation in der Academy nie unterschätzt werden. Andererseits gibt es eine interessante Statistik: Seit 1998 wurde immer mindestens eine Schauspielerin oder ein Schauspieler ausgezeichnet, die oder der eine echte Person gespielt hatte. Da die Auszeichnungen für Christopher Plummer und Octavia Spencer praktisch schon vorher feststanden und es bei der männlichen Hauptrolle zu einer Entscheidung zwischen Jean Dujardin und George Clooney kam, musste zwangsläufig das Rennen zwischen Viola Davis und Meryl Streep zugunsten von Streep ausgehen.

Eine weitere hilfreiche Statistik: Wenn ein in der Kategorie «Best Picture» nominierter Film auch für die besten Spezialeffekte beziehungsweise visuellen Effekte nominiert war (was früher eher selten der Fall war), dann erhielt er mit der Ausnahme von 1971 diese Auszeichnung. Somit konnte der Gewinner in diesem Jahr nur «Hugo» heissen. Ein ähnlicher Effekt war wohl in den Kategorien «Sound Editing» und «Sound Mixing» ausschlaggebend. Möglicherweise waren diese Auszeichnungen für «Hugo» auch eine Art Ausgleichzahlung, weil die Mitglieder in den wichtigsten Kategorien «The Artist» bevorzugt haben, aber dem populären Film dennoch genügend Trophäen verleihen wollten.

Während Meryl Streep ihre Überraschung vielleicht nur gespielt hat, war ein anderes Duo tatsächlich erstaunt, dass sie dieses Jahr schon wieder auf der Bühne standen. Kirk Baxter und Angus Wall haben offenbar nicht damit gerechnet, dass sie für den Schnitt von «The Girl with the Dragoon Tattoo» ausgezeichnet wurden, nachdem sie letztes Jahr schon mit «The Social Network» triumphiert haben. Die Aussage «We weren’t expecting this» war glaubwürdig, weil sie im Gegensatz zu allen übrigen Gewinnern keine Dankesrede vorbereitet hatten.

Die sympathischste Rede stammte von Philip Stockton, der für das «Sound Editing» in «Hugo» ausgezeichnet wurde. In seiner Ansprache nahm er diejenigen Preisträger auf den Arm, die sich bei unzähligen Personen bedanken, indem er sich gleich bei allen Anwesenden und Abwesenden und sogar bei den Personen bedankte, die noch nicht einmal geboren sind: «I just want to thank everybody who’s here tonight and everybody who isn’t and everybody who’s ever been born or may be born or be born again or reborn. If I’ve forgotten anybody then you probably know who you are.»

Jetzt noch ein paar Auszeichnungen von meiner Seite. Der Oscar für das hübscheste Kleid geht an Jessica Chastain:

Den Oscar für den mutigsten Auftritt müssen sich gleich drei Personen teilen. Zunächst wären da einmal Jennifer Lopez und Cameron Diaz, die der Kamera und dem Publikum plötzlich den Rücken zugedreht hatten. Vermutlich handelte es sich dabei um eine Anspielung, die aber nicht einmal das Publikum verstand.

Mutig zeigte sich auch Emma Stone, die das erste Mal einen Preis verleihen durfte. Völlig ausgelassen redete sie auf ihren Präsentationspartner Ben Stiller ein. Irgendwie erinnerte das Duo an die aufgedrehte Anne Hathaway und den lethargischen James Franco bei ihrer Moderation im letzten Jahr. Was damals nicht wirklich funktionierte, war als Kurzeinlage ganz amüsant.

Das Schlusswort erhält Michel Hazanavicius, Regisseur von «The Artist», der sich bei der Verleihung des Oscars für den besten Film bei drei Personen bedankte: «I want to thank three persons: I want to thank Billy Wilder. I want to thank Billy Wilder. And I want to thank Billy Wilder.»

(Fotos: Todd Wawrychuk/©A.M.P.A.S., Heather Ikei/©A.M.P.A.S., Matt Brown/©A.M.P.A.S., Michael Yada/©A.M.P.A.S.)

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