26/2010: Persische Katzen und schwangerer Ozon

Isabelle Carré in «Le refuge»

Wie kann der Wert eines Regisseurs oder eines Films gemessen werden? Vor ein paar Jahren wäre es noch unvorstellbar gewesen, dass ein Werk von François Ozon («Swimming Pool») ausgerechnet am voraussichtlich Besucher-schwächsten Wochenende des Jahres ins Kino kommen würde. Da aber «Ricky», sein letzter Film, in den Schweizer Kinos gerade einmal 4282 Eintritte verzeichnete, rechnet der Verleih von «Le refuge» wohl auch nicht mit mehr Andrang an den Kinokassen und lässt das Drama gegen die Viertelfinals des Fifa World Cup 2010 antreten. Ozon erzählt dieses Mal von einem zügellosen jungen Paar. Der Mann stirbt, die Frau bleibt schwanger zurück. Seine Familie verlangt eine Abtreibung, doch die Frau weigert sich.

In «No one Knows About Persian Cats», dem zweiten Film, der sich an diesem Wochenende neu in die Deutschschweizer Kinos wagt, schildert Bahman Ghobadi wie zwei junge iranische Musiker ein illegales Konzert organisieren, um sich ihre Flucht aus dem Land zu finanzieren. Verlockende Alternativen zum Fussball-Fest in Südafrika gibt es im Xenix, das «Brad Pitt at His Best» feiert. 1991 sorgte er in «Thelma & Louise» noch vor allem mit seinem Waschbrettbauch für Aufsehen. Mittlerweile hat er sich zu einem beachtlichen Schauspieler gewandelt. Diese Woche ist er im Xenix in den Meisterwerken «The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford» von Andrew Dominik (Fr–So 21.15 Uhr) und «Babel» von Alejandro González Iñárritu (Mo–Mi 21 Uhr) zu sehen.

Meine üblichen Empfehlungen: Von den weiterhin gezeigten Filmen sollte man sich auf keinen Fall die langlebigen Meisterwerke «A Serious Man» von Joel und Ethan Coen (24. Woche), «Up in the Air» von Jason Reitman (22. Woche) und «Shutter Island» von Martin Scorsese (18. Woche) entgehen lassen. Die Coens amüsieren sich in ihrer schwarzen Komödie über Menschen, die immer eine Erklärung brauchen. «Up in the Air» ist eine treffsichere Tragikomödie mit brillanter Inszenierung, bissigen Dialogen und grandiosen Schauspielern. Martin Scorsese hat einen fesselnden psychologischen Thriller über Wahrheit und Wahnsinn inszeniert. Auf alle Fälle sehenswert ist auch der verführerische Thriller «Chloe» von Atom Egoyan. Trotz einigen handwerklichen Schwächen lohnt sich auch «Invictus» von Clint Eastwood.

(Bild: © Frenetic Films)

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