«Jupiter Ascending» von The Wachowskis

Trust is an illusion.

Durch die Zerstörung einer Illusion haben sich die Wachowskis in Hollywood ihren Erfolg gesichert. In «The Matrix» entwarfen sie die düstere Vision einer Welt, in der die Maschinen die Macht übernommen haben und die narkotisierten Menschen als Energielieferanten verwenden. Im weitaus weniger überzeugenden Science-Fiction-Märchen «Jupiter Ascending» konfrontieren sie die Menschen auf der Erde wieder mit einer ebenso unliebsamen, bisher nicht wahrgenommenen Realität.

Hauptfigur ist Jupiter Jones (Mila Kunis, «Oz the Great and Powerful»). Sie wurde auf einem Frachter geboren, auf dem ihre Mutter nach der Ermordung des Ehemannes aus Russland geflohen ist. In den USA müssen die illegalen Einwanderer als Putzpersonal ihren Lebensunterhalt verdienen. Kein Wunder, hasst Jupiter ihr Leben. Doch das wird ganz tüchtig auf den Kopf gestellt, als sie eines Tages bei der versuchten Spende von Eizellen von seltsamen Wesen angegriffen wird. Gerettet wird sie in letzter Minute vom genetisch manipulierten Ex-Soldaten Caine Wise (Channing Tatum). Auf der Flucht vor weiteren Attentätern bringt er Jupiter zu seinem früheren Vorgesetzten Stinger Apini (Sean Bean, «The Lord of the Rings»).

Jupiter erfährt nun, dass die Menschen auf der Erde nicht alleine im Universum sind. Ausserdem wird sie über den Grund der Mordversuche aufgeklärt: Ihre Gene weisen sie als Anwärterin auf ein aussergewöhnliches Erbe aus. Sie könnte die bisherigen Besitzverhältnisse im Universum, das unter den drei Geschwistern Balem (Eddie Redmayne), Titus (Douglas Booth) und Kalique Abraxas (Tuppence Middleton) aufgeteilt ist, komplett durcheinander bringen. Und das möchten die neidischen und habgierigen Herrscher selbstverständlich nach Möglichkeit verhindern. So beginnt eine wilde Jagd durch das Universum.

Der Auftakt zu «Jupiter Ascending» ist ziemlich schwerfällig erzählt. Da erhält das Publikum viele Informationen über die Eltern von Jupiter, die Flucht in die USA und den harten Alltag der Immigranten. Diese Einführung ist aber wenig relevant und dient einfach zur Verschleierung der wahren Hintergründe. Umso rasanter legen die Wachowskis anschliessend mit der Jagd durch das Universum los. Dazwischen zeigen sie noch ein Gespräch zwischen den Geschwistern Abraxas, das zu diesem Zeitpunkt jedoch wenig aufschlussreich ist. Es fühlt sich bisweilen so an, als ob die Filmemacher mit ihrer Enthüllungsstrategie absichtlich verwirren möchten. Dabei ist die Handlung inklusive biederer Liebesgeschichte überaus banal und verdient die zögerliche Präsentation der Fakten gar nicht.

Da die einfach gestrickte Geschichte nicht besonders viel Spannung hergibt, konzentrieren sich die Wachowskis stattdessen auf schnell geschnittene Schlachten und opulent ausgestattete fremde Welten. Wie sich die Protagonisten jeweils von einem Schauplatz zu einem anderen bewegen, wird dabei nicht wirklich verraten, und die zeitliche Abfolge ist ebenfalls ziemlich willkürlich und selten wirklich nachvollziehbar. Mut zur Lücke muss hier beim Verfassen des Drehbuchs das Motto gewesen sein. In ihrem Bestreben nach möglichst viel Spektakel, wird dafür die Rettung aus drohenden Gefahren aufs Ärgste zugespitzt: die Flucht vor dem sicheren Tod gelingt in «Jupiter Ascending» für gewöhnlich nicht in letzter Sekunde, sondern in allerallerletzter Millisekunde, wenn nicht sogar ein wenig später. Doch auch dadurch entsteht nicht wirklich Spannung.

Da die Handlung wenig Aufmerksamkeit verlangt, ist es stattdessen reizvoller, die zahlreichen Einflüsse auf das Universum von «Jupiter Ascending» auszumachen: Die fürchterlichen Echsenwesen erinnern ein wenig an die Mangalores aus «The Fifth Element», die ersten Mörderwesen sehen aus wie einige der unanständigen Ausserirdischen aus «Men in Black» und die Jagd durch die Ämter zur Anerkennung von Jupiters Ansprüchen muss eine Anspielung auf «Brazil» sein. Dadurch lässt sich zumindest erklären, dass in dieser Szene auch Terry Gilliam («The Imaginarium of Doctor Parnassus») einen Auftritt als Seal and Signet Minister hat. Verblüfften The Wachsowskis in «The Matrix» noch mit gewagten Visionen, setzen sie sich in «Jupiter Ascending» eher als einfallslose Epigonen im filmischen Science-Fiction-Universum in Szene.

Fazit: «Jupiter Ascending» ist ein visuell äusserst betörendes Science-Fiction-Märchen mit zahlreichen Szenenwechseln, dem es aber vor allem an Ideenreichtum mangelt.

Bewertung: 3 Sterne

(Bilder: © 2015 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.)

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