I don’t like talking to people.
Jede Reise beginnt mit einem Schritt. Selbst die 2190 Meilen weite Wanderung auf dem Appalachian Trail, der an der Ostküste der USA von Springer Mountain in Georgia bis Mount Katahdin in Maine führt. Die ganze Strecke legen nur wenige Menschen zurück. Zu anstrengend war die Herausforderung auch für Bill Bryson, ein Autor von Reisebüchern, der sich im Alter von 44 Jahren auf die Route wagte. Die Erfahrung verarbeitete er im Buch «A Walk in the Woods», das mit Robert Redford («All the President’s Men», «The Natural») in der Hauptrolle verfilmt wurde.
Der Reisebuchautor Bill Bryson muss in Fernsehsendungen lästige Interviews geben und wird von seiner Frau (Emma Thompson) dazu gedrängt, an Beerdigungen anwesend zu sein. Dabei möchte er eigentlich mit gar niemandem reden. So beschliesst er, dass er den unweit von seinem Haus entfernt verlaufenden Appalachian Trail einmal von Anfang bis Ende bewältigen will. Seine Frau ist überhaupt nicht begeistert von dieser Idee, willigt aber unter der Bedingung ein, dass Bryson einen Begleiter findet. Da meldet sich der Jugendfreund Stephen Katz (Nick Nolte), ein humpelnder Ex-Alkoholiker, der auf die Strapazen noch weniger vorbereitet ist als Bryson.
Gemeinsam starten sie an einem schönen April-Morgen das Abenteuer, merken aber rasch, dass sie der Aufgabe eigentlich gar nicht gewachsen sind. Doch so schnell geben sie nicht auf, und Ablenkungen gibt es entlang der Strecke genügend. Selbst von Schneestürmen, aufdringlichen Mitwanderern, zornigen Ehemännern oder Grizzlybären lassen sie sich von ihrer Mission abbringen. Sie leiden munter, scherzen leidenschaftlich und unterhalten sich fleissig über ihre Vergangenheit, die Verlockungen und Entscheidungen im Leben und selbstverständlich über die Gründe für ihre Wanderung.
Unweigerlich stellt sich immer wieder die Frage, wieso diese beiden Männer den beschwerlichen Weg von Georgia bis Maine überhaupt auf sich nehmen möchten. So wirklich klar wird das in der Verfilmung von «A Walk in the Woods» zumindest im Fall von der Figur Bryson nie wirklich. Regisseur Ken Kwapis («He’s Just Not That Into You») reiht eine Episode ziemlich beliebig an die nächste. Bryson und Katz kommen schon fast zu Beginn nicht vom Fleck, dann plappert eine Wandererin auf sie ein, sie geraten in einen Schneesturm, retten sich in eine Massenunterkunft, in der sich ein Wanderer über Rucksäcke unterhalten möchte und Katz im zusammenbrechenden Kajütenbett auf Bryson fällt, begegnen zwei Grizzlybären und so weiter und so fort. Einen wirklichen schlüssigen Handlungsstrang ergibt sich daraus nicht, und noch viel weniger ergründet sich die Motivation von Bryson, der immer ein wenig misslaunig durch die Gegend läuft.
Die Geschichte der beiden Drehbuch-Novizen Rick Kerb und Bill Holderman fokussiert vielmehr auf eine Aneinanderreihung von humoristischen Konversationen, in denen sich Bryson und Katz jeweils um die bessere Pointe duellieren. Das ist immer wieder durchaus amüsant, erschöpft sich auf die Dauer allerdings noch mehr als die eigentliche Wanderung und fühlt sich bisweilen an, als ob man Statler and Waldorf in ungewohnten Terrain beobachtet. Die Landschaft ist dann eigentlich schon der grösste Vorzug von «A Walk in the Woods». Schön anzuschauen ist nämlich die Szenerie allemal, in der sich die beiden Wanderer bewegen. Doch letztlich macht der Film dadurch vor allem Lust, den Appalachian Trail oder einen Teil davon in Echt zu erleben oder zumindest das Buch von Bill Bryson zu lesen.
Fazit: Das Kalauerduell zwischen Robert Redford und Nick Nolte ist meist ganz amüsant, doch ein Spaziergang im Wald ist «A Walk in the Woods» eigentlich vorzuziehen.
Bewertung:
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