«Guess Who’s Coming to Dinner» von Stanley Kramer

Sidney Poitier in «Guess Whos Coming to Diner»Noble Wertvorstellungen sind eine tolle Sache. Aber sie sind nicht immer ganz einfach mit der Realität in Einklang zu bringen. Das liberale Ehepaar Drayton wird in den stürmischen 60er-Jahren von den sich wechselnden Zeiten («the times they are a changin’») überrollt: ihre Tochter (Katharine Houghton) bringt einen schwarzen Mann (Sidney Poitier) nach Hause, den sie zu heiraten beabsichtigt. Die Mutter (Katharine Hepburn) ist zuerst ziemlich schockiert, lässt sich dann aber von der positiven Einstellung ihrer Tochter überzeugen.

Etliche Bedenken hat hingegen der Vater (Spencer Tracy, der zwei Wochen nach den Dreharbeiten gestorben ist). Ist sich das Paar bewusst, welchen Vorurteilen und Anfeindungen sie ausgesetzt sein werden? Wie schwer es ihre Kinder haben werden? Die Tochter lässt sich nicht beeindrucken. Der zukünftige Schwiegersohn macht jedoch die Hochzeit von der Zustimmung der Eltern abhängig. So bleibt dem Paar ein Abend, um den zweifelnden Vater von ihrem Glück zu überzeugen.

Regisseur Stanley Kramer hat mit «Guess Who’s Coming to Dinner» nicht nur ein ethisch wertvolles Werk, sondern in erster Linie eine wunderbar bissige Liebeskomödie geschaffen, die auch 40 Jahre später nichts an Schwung eingebüsst hat. Getragen wird der Film nicht nur von den Legenden Hepburn, Tracy und Poitier, sondern auch von der unverbrauchten, damals 22-jährigen Katharine Houghton (eine Nichte von Hepburn), die mächtig durch die Gegend wirbelt und sozusagen den frischen Wind der 60er-Jahre verkörpert.

«Guess Whos Coming to Diner»Aber auch die Nebenrollen sind herrlich besetzt, allen voran der farbenblinde Priester (Cecil Kellaway), der die Engstirnigkeit des Vaters ganz schön zerpflückt. Ebenso umwerfend ist die schwarze Haushälterin (Isabell Sanford), die über das Paar noch entsetzter ist als alle anderen Figuren. Nachdem sie Poitier die Leviten gelesen hat, fügt sie noch hinzu: «And furthermore to that, you ain’t even all that good-looking!» Und ausserdem sei er gar nicht so gutaussehend. Zeitloser Humor und viel Herz machen diesen Film zurecht zu einem unwiderstehlichen Klassiker. Das Motto von Stanley Kramer: «Love conquers all!»

Die Jubiläumsausgabe befasst sich in drei Dokumentationen ausführlich mit der Entstehung des Klassikers. Eine davon, über das Werk von Kramer, ist allerdings nicht viel mehr als eine unverfrorene Werbung für die auf DVD erhältlichen Filme des Regisseurs. Steven Spielberg, Tom Brokaw, Quincy Jones und die Witwe des Regisseurs führen zudem sehr persönlich in das Werk ein. Nachrichten-Redaktor Brokaw würdigt Kramer am eloquentesten und präzisesten. Der Regisseur habe die amerikanische Bevölkerung auf eine Art mit sozialen Realitäten konfrontiert, die zugleich fesselnd, provokativ und dauerhaft war. An der DVD muss auch das sehr schön restaurierte Bild hervorgehoben werden, die Tonspur ist dezent.

Film: 6 Sterne
Bildqualität: 5 Sterne
Tonqualität: 4 Sterne
Bonusmaterial:
4 Sterne

(Bild: ©Sony Pictures Home Entertainment)

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