NIFFF 09: «Mary and Max» von Adam Elliot

«Mary and Max» von Adam Elliot

If only there was a mathematical equation for love.

Gestern war Fantoche zu Gast am NIFFF. Im Open-Air-Kino präsentierte Frank Braun, Präsident Verein Fantoche, den schlicht umwerfenden Animationsfilm «Mary and Max» von Adam Elliot. Ich muss zugeben, dass die ersten Bilder, die ich von dem Film gesehen hatte, mich nicht so recht für den Film begeistern konnten. Doch diese einfühlsame Tragikomödie ist einfach so wunderbar umgesetzt, dass man sich ihrem Zauber kaum entziehen kann.

Die Geschichte von der unwahrscheinlichen Freundschaft eines australischen Mädchens und einem atheistischen New Yorker Juden ist an und für sich todtraurig, doch gleichzeitig erhebend und erfrischend humorvoll. Mary Daisy Dinkle (Stimme von Toni Collette) wird von ihren Mitschülern gehänselt, ihre Mutter ist eine Alkoholikerin und ihr Vater hat keine Zeit für sie. Da schlägt sie eines Tages ein Telefonbuch von New York auf und sucht sich eine Person aus, der sie Fragen über das Leben in den USA stellen möchte.

Die Wahl fällt ausgerechnet auf Max Jerry Horovitz (Philip Seymour Hoffman), einen übergewichtigen, 44-jährigen Aussenseiter. Wie sich später herausstellt, leidet Max am Asperger-Syndrom. Das bewirkt, dass er so ziemlich alles wörtlich nimmt, den Ausdruck von Gesichtern nicht einordnen kann und die emotionalen Briefe von Mary bei ihm Angstzustände auslösen. So kommen sich die beiden von der Aussenwelt abgekapselten Menschen langsam näher und entfernen sich gleichzeitig voneinander.

«Mary and Max» von Adam Elliot

2003 machte Regisseur und Drehbuchautor Adam Elliot mit dem Kurzfilm «Harvie Krumpet» auf sich aufmerksam, für den er mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Machart und Erzählweise von «Mary and Max» sind jetzt ziemlich ähnlich. Elliot verwendet hauptsächlich Stop-Motion mit ausgefallenen Figuren und einer ganz eigenen Ästhetik. Dazwischen schiebt er für die Briefe von Mary und die Gedanken der Figuren fantastische Zeichenanimation. Der ganz besondere Charme von «Mary and Max» liegt aber ganz eindeutig in der Schilderung der Geschichte, dieser einzigartigen Beziehung zwischen Mary und Max.

Die Geschichte wird von Elliot unwiderstehlich geschildert. Die tragischen Momente werden ironisch gebrochen. Wenn sich Mary überlegt, ob die Kinder in den USA wohl aus Cola-Dosen kommen (ihre Vater hat ihr erzählt, dass Kinder in Biergläsern gefunden werden), dann besticht diese Logik einfach durch ihre Ausgefallenheit. Max erklärt ihr dann, dass ihm seine Mutter erklärt hat, wie Juden-Babys von Rabbinern, katholische Babys von Nonnen und atheistische Babys von Prostituierten ausgebrütet werden.

Dieser liebevoll schräge Humor ist wohl notwendig, denn eigentlich ist das Schicksal dieser beiden fragilen Figuren äusserst betrüblich. Elliot beweist aber derart zielsicheres menschliches Gespür, dass selbst die erschütterndsten Momente mit einem weinenden und einem lachenden Auge überstanden werden. «Mary and Max» ist so herrlich berührend, dass ich mir den Film dieses Jahr ganz bestimmt noch einmal im Kino ansehen werde.

Fazit: «Mary and Max» ist ein ergreifend trauriges und befreiend komisches Wunderwerk.

Bewertung: 6 Sterne

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