NIFFF 10: «Strigoi» von Faye Jackson

Catalin Paraschiv in «Strigoi»

Are you sure it was an accident?

Schlechter kann es (fast) nicht mehr werden. Zum Auftakt des Internationalen Wettbewerbs des Neuchâtel International Fantastic Film Festival wurde dem Publikum ein ausserordentlich langfädiger und höchst banal inszenierter Blutsauger-Film vorgesetzt, der nicht einmal die Bezeichnung «Trash-Film» verdient. Die mit einem Rumänen verheiratete britische Regisseurin Faye Jackson erzählt im mit Humor angreicherten Thriller «Strigoi» von einem in Rumänien beheimateten Vampirwesen.

Als Vlad Cozma (Catalin Paraschiv) von einem erfolglosen Aufenthalt in Italien in das rumänische Heimatdorf zu seinem Grossvater (Rudi Rosenfeld) zurückkehrt, findet er eine seltsame Szenerie vor. Fünf Männer bewachen die Leiche des alten Mannes Florin, der angeblich bei einem Unfall umgekommen ist. Doch Vlad erkennt am Hals deutlich die Anzeichen von Händen, die den Mann erwürgt haben. Vlad holt den lokalen Polizisten (Vlad Jipa), der aber nicht wirklich ermitteln möchte. Der Priester (Dan Popa) hat sowieso schon den Totenschein ausgefüllt und Vlad gleich als untersuchenden Arzt angegeben.

Vlad wendet sich schliesslich auch an den Grossgrundbesitzer Constantin Tirescu (Constantin Barbulescu). Doch im Dorf will niemand glauben, dass Vlad mit Constantin gesprochen hat. Schliesslich haben die Dorfbewohner vor der Ankunft von Vlad durch ein wenig Selbstjustiz dafür gesorgt, dass Constantin und seine Frau Ileana (Roxana Guttmann) für den Mord an Florin ihre Strafe bekommen. Doch nun scheinen die Tirescus aus ihren Gräbern wieder entkommen zu sein und statten den Dorfbewohnern, die ihr Haus nach der Hinrichtung geplündert haben, einen Besuch ab. Vlad vermutet derweil langsam, dass der Mord an Florin in Verbindung mit Grundstücksverkäufen steht und sein Grossvater möglicherweise ein Strigoi viu ist.

«Strigoi»

Die Idee von Regisseurin und Drehbuchautorin Faye Jackson ist einleuchtend und faszinierend. Sie bediente sich der wenig bekannten Legende der Strigoi, um dem Mythos der Vampire neues Leben einzuhauchen. Die Strigoi verhalten sich gemäss Eintrag in der Wikipedia ihr ganzes Leben über wie normale Menschen. Nur in der Nacht zum Feiertag des Heiligen Andreas stehen diese Personen um Mitternacht auf, verlassen das Haus und treffen sich an Strassenkreuzungen mit anderen Strigoi. Hier bekämpfen sie sich bis zum Sonnenaufgang. Wenn die Strigoi aus ihrem Zustand erwachen, können sie sich nicht mehr an die Ereignisse erinnern. Doch um dieses Grundverhalten der Strigoi kümmert sich Jackson überhaupt nicht. Sie stellt vielmehr eine wenig durchsichtige Geschichte von unsauberen Landverkäufen nach Landbesitz hungernden Vampiren als Metapher für die Gier und Korruption im Land in den Vordergrund.

Diese Vermischung von Legende und Gegenwart hätte durchaus funktionieren können. Doch weil so viele Informationen vermittelt werden müssen, erweist sich «Strigoi» in erster Linie als langweiliges Gesprächskino, das auch formal nicht viel zu bieten hat. Vlad wandelt durch die Gegend und versucht durch träge Konversationen mit den Dorfbewohnern der Ursache des Mordes an Florin auf den Grund zu kommen. Diese langatmtigen Begegnungen werden in banalsten Einstellungen inszeniert und durch abrupte Szenenwechsel miteinander verbunden. Wenn ich selber einen Film drehen würde, sähe er im schlimmsten Fall wohl so aus wie «Strigoi».

Hinderlichstes Element für das Funktionieren des Films ist allerdings die Sprache. Der Film ist zwar in Rumänien angesiedelt und die Besetzung besteht ausschliesslich aus Rumänen. Doch weil sich Jackson nicht zugetraut hat, den Film auf Rumänisch zu inszenieren, sprechen die Schauspieler höchst holprig Englisch und mühen sich sogar mit so einfachen Wörtern wie «priest» ab. Kompliziertere Ausdrücke bringen sie nur völlig unverständlich über die Lippen. Für einen Film, in dem so viel gesprochen wird, ist das eine Zumutung. Zudem soll die nur bedingt wirkungsvolle düstere Stimmung durch eine Einstreuung von Humor aufgelockert werden, aber der ist auch nur bescheiden witzig. Ein Lächeln zaubern wenigstens die tanzenden Rumänen aufs Gesicht. Doch das ist eindeutig zu wenig.

Bewertung: 1 Sterne

(Bild: © 2008 St. Moritz Productions. All Rights Reserved.)

Ein Kommentar to “NIFFF 10: «Strigoi» von Faye Jackson”

  1. Na ja, ich teile diese Meinung nicht ganz – der Film war im Gegensatz zu anderen Wettbewerbsfilmen am NIFFF immerhin eine sehr interessante Variation des Genres. Es ist nicht so, dass die unsauberen Landverkäufe eine Metapher für “die Gier und Korription” im Land sind, sondern der Vampirismus ist eine Metapher dafür. Aber auch ohne diese Ebene habe ich den Film als Komödie absolut genossen. Die Kritik an der Sprache kann ich ebenfalls nicht verstehen – natürlich sprechen alle mit Akzent, aber der ist nun wirklich nicht allzu schwer zu verstehen (sogar viel einfacher als viele regionale englische Akzente), und warum sollte ein in England produzierter Film auf rumänisch gedreht werden? Für mich hat der Film vier Punkte verdient.

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