09/2010: Scorsese, Burton in wahnsinniger Hochform

Ben Kingsley, Mark Ruffalo und Leonardo DiCaprio in «Shutter Island»

Die zwei prominenten Filme, die heute neu in die Deutschschweizer Kinos kommen, beschäftigen sich beide mit den Grenzen zwischen Wahrheit und Wahnsinn. Martin Scorsese hat das Thema in «Shutter Island» in einen fesselnden psychologischen Thriller verpackt. Tim Burton verwandelt derweil «Alice in Wonderland» in eine verwunschene Reise durch das Unterbewusstsein einer jungen Frau vor einer schwierigen Entscheidung. Nahe am Wahnsinn ist auch die Hauptfigur aus «Die Nagelprobe», dem metaphysischen Zeitreisefilm von Luke Gasser. Der Regisseur hat meine Fragen zum Film in diesem Interview beantwortet.

Zwei weitere Filme geben heute ihr Debüt in den Deutschschweizer Kinos. Im Dokumentarfilm «Pianomania» porträtieren Robert Cibis und Lilian Franck einen passionierten Klavierstimmer von Steinway & Sons. Der deutsche Regisseur Hans-Christian Schmid beschäftigt sich in seinem Drama «Sturm» mit Personen vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Der musikalische Liebesfilm «Madly in Love» läuft im LunchKino im Le Paris, und vom mexikanischen Drama «Sin nombre» gibt es am Mittwoch eine Sondervorstellung im Riffraff.

Maria Köstlinger und Josef Hader in «Silentium»

Das März-Programm des Xenix ist unter dem Titel «Hader, Minichmayr, Friedrich – Geschichten aus Österreich: grausam-heiter und wahrhaftig» drei Schauspiel-Grössen aus unserem östlichen Nachbarland gewidmet. Diese Woche stehen auch «Komm, süsser Tod» von Wolfgang Murnberger (Do–So 21.15 Uhr), die erste von drei Brenner-Verfilmungen (auf dem Bild sind Maria Köstlinger und Josef Hader in «Silentium» zu sehen), und das Drama «Nordrand» von Barbara Albert (Do–Mi 17.15 Uhr) zur Auswahl. Im Filmpodium sind weiterhin Filme von Romy Schneider, Hirokazu Kore-eda und John Frankenheimer zu sehen, etwa das berührende Drama «After Life» (Sa 18.15 Uhr) oder Gene Hackman als knallharter Cop in «The French Connection» (Fr 18.15 Uhr) und «The French Connection II» (Fr 20.45 Uhr, So 15 Uhr).

Meine weiteren Empfehlungen: Von den weiterhin gezeigten Filmen sollte man sich auf keinen Fall die Meisterwerke «A Serious Man» von Joel und Ethan Coen, «Up in the Air» von Jason Reitman und «An Education» von Lone Scherfig entgehen lassen. Die Coens amüsieren sich in ihrer schwarzen Komödie über Menschen, die immer eine Erklärung brauchen. «Up in the Air» ist eine treffsichere Tragikomödie mit brillanter Inszenierung, bissigen Dialogen und grandiosen Schauspielern. Das gefühlvolle Drama von Scherfig und Drehbuchautor Nick Hornby wagt sich in die zerbrechliche Gefühlswelt einer jungen Britin in den 60er-Jahren. Beklemmend und sehr lehrreich ist das eindrückliche, sorgfältig beobachtete Drama «Un prophète». Trotz einigen handwerklichen Schwächen ist auch «Invictus» von Clint Eastwood mehr als sehenswert. Er erzählt in diesem bewegenden Drama, wie Nelson Mandela (Morgan Freeman) eine Sportveranstaltung als Mittel zur Versöhnung benutzt hat.

(Bilder: © 2010 Universal Pictures International Switzerland/Frenetic)

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